Musik und Künstliche Intelligenz 2018

Wenn der Computer komponiert

Musik und KI – ein Reizthema, an dem sich die Geister scheiden, ganz besonders die kreativen. Nach der umstrittenen Digitalisierung, mit der die Musikbranche ehrlicherweise immer noch nicht so recht umzugehen weiß, nimmt jetzt „Künstliche Intelligenz“ schon beim Musizieren immer mehr Raum ein.

Das ruft Kritiker auf den Plan: „Wo kommen wir denn dahin, wenn jetzt auch noch Computer komponieren!?“, klagt es da reflexartig. Doch Songwriting am PC, Arrangieren per Software und immer professionelleres Aufnehmen mit kleinem Equipment sind längst Realität – und stets mit an Bord: KI. Wo die Reise noch hingehen könnte, verrät im Interview Gabriel Gomez von AccompaMe.

Was haben Algorithmen mit Musik zu tun?


Geiler-Gitarrespielen.de: Als Strategischer Kopf von AccompaMe sind Sie zuständig für den Bereich Machine Learning und KI. Welche Rolle spielen Algorithmen bei ihrem Portal?

Gabriel Gomez: Unser Hauptziel ist es, das Musizieren zu erleichtern indem wir versuchen, die Übungsgrundlage von Musikern zu verbessern. Algorithmen dienen dabei dazu, die eingespielte Musik zu analysieren und auszuwerten. Wenn sich dieser Prozess eigenständig verfeinert, die Software sich sozusagen selber verbessert, dann sprechen wir von künstlicher Intelligenz.

Musik ist aber doch mehr als die Summe aller Töne – wie tief geht diese Analyse?
Momentan befassen wir uns intensiv mit der Auswertung von Metadaten eingespielter Musik. Dabei geht es um automatische Tonart- und Tempobestimmung, Instrumentierung und Bewertung der Aufnahmequalität. Das nächste Ziel wird sein, ähnliche Stücke und inhaltliche Komponenten wie z.B. das Spielniveau zu assoziieren. Dazu gehört irgendwann das Erkennen eines Stückes anhand einer Begleitstimme aus dem Orchester.

 

Musik 2.0 - gehts noch besser?

Kann das überhaupt funktionieren bei so etwas individuellem wie dem Musik machen?
"Wir sind die Roboter" - Musik und KI, ein umstrittenes Thema
Das funktioniert in großen Teilen bereits recht gut. Es gibt z.B. KI die typische Werks-Charakteristika von Komponisten erkennen kann und darauf aufbauend entsprechend ähnliche Kompositionen liefert. Das klingt dann schon sehr nah an der Vorlage – man könnte sagen „täuschend echt“.
Ähnlich funktionieren auch Algorithmen, die z.B. bei Musikstreamingdiensten Angebote machen und Playlisten vorschlagen. Die Parameter können sehr allgemein gehalten sein, aber auch nach eng gesteckten Vorgaben personalisiert werden. Das macht das Thema ja so spannend.

Die einzelne Stimme zählt

...und macht den Mainstream immer fetter – davon hat der einzelne Gitarrenspieler, der Stücke üben möchte, um sich individuell zu verbessern, ja zunächst einmal nichts.

Doch auch hier gibt es Potenziale, die es noch zu entdecken gilt. In einem ersten Schritt könnte eine KI zum Beispiel eine Art kritischer Zuhörer sein und mit einem Übungs-Tool das „geübte“ bewerten bzw. einordnen. Da geht’s um Fragestellungen wie z.B. „wie nah ist deine Ausführung an der Vorlage“ oder „Welche Passagen musst du noch üben“. Dazu ist gerade die Auswertung einzelner Stimmen in komplexen Werken von großer Bedeutung.

Was ist AccompaMe?

AccompaMe ist eine weltweite Community begeisterter Hobby- sowie Profi-MusikerInnen. Wir wollen die größte Plattform für Musikbegleitungen bauen und damit das Musikmachen fördern, indem wir MusikerInnen weltweit verbinden. Nebenbei bieten wir MusikerInnen zusätzliche Verdienstmöglichkeiten an.

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