Gitarre im Internet-Streaming

Auf die Geschichte kommt es an!

Das Internet hat nicht nur das Geschäft mit der Musik auf den Kopf gestellt. Auch das Musizieren hat sich durch digitale Entwicklungen verändert. Vor allem das Musik-Produzieren ist viel einfacher geworden im Vergleich zu früher – und die Masse an Songs, die jeden Tag in die multimediale Öffentlichkeit des Internet gepumpt werden, nimmt immer mehr zu.

Wer hat da den Überblick? Welche Trends beim Songwriting gibt es? Und was gilt es zu beachten, wenn Deine Musik im Streaming-Strudel gehört werden will? Daniel Lindenblatt, Talentscout bei www.spinnup.com, hat mir ein paar Antworten gegeben:


Geiler-Gitarrespielen.de: Als Talentscout hört man sicherlich Unmengen an neuer, unveröffentlichter Musik – Spielt Gitarre da überhaupt noch eine Rolle?
Daniel Lindenblatt: Also, gerade bei aktueller Popmusik hat die Gitarre weiterhin große Bedeutung. Ob Churches, Max Giesinger, Daft Punk, Ed Sheeran - überall spielt auch die Gitarre eine wichtige Rolle. Sie bedient eine nahezu unerschöpfliche Bandbreite an Sounds, kann einen Rhythmus bedienen und genauso gut Melodien spielen. Natürlich hat sich Pop-Musik im Vergleich zu früher, sagen wir mal die 70 Jahre verändert. Der Synthesizer hat wieder Einzug in die Popmusik erhalten, aber nichts desto trotz kann ich mir keine aktuelle Popmusik ohne Gitarre vorstellen.

 

"Wirklich Neues ist eher selten"


Dann mal bei Butter bei die Fische: Wie klingt der Sound von übermorgen?
Beim Durchhören der neuen Spinnup-Releases fällt auf, dass sich viele Künstler an einen bereits bekannten oder geraden aktuellen Sound orientieren oder ihn auch gerne mal kopieren. Es kommt eher selten vor, dass man ganz was Neues hört, dafür gab und gibt es einfach zu viel Musik. 



Es gehört ja zu unserer Aufgabe neue Talente und den Sound von morgen zu entdecken. Allerdings denke ich dann eher in Kategorien wie „spannend“, „kreativ“, „innovativ“. Ob das dann der Sound von morgen wird, weiß ich ja erst dann, wenn er es denn werden soll – und das hängt ja auch noch sehr von der Stimmung der Menschen da draußen ab, worauf die gerade Lust haben.

Woran erkennt man einen „guten“ Song? 
Das ist wohl die Frage aller Fragen! In erster Linie gefällt ein Song wenn er gefällt. Da würde man bestimmt Beispiele finden, die handwerklich gut sind und andere die eher nicht gut umgesetzt sind, aber trotzdem gefallen. Sicherlich haben sich im Laufe der Musikgeschichte bestimmte Formen und Strukturen entwickelt und etabliert, die einen Song „eingängiger“, „nachvollziehbarer“ machen und die Musikhörer/In sich daran gewöhnt haben.

 

"Die Atmosphäre eines Songs ist wichtig"



Aktuelle Pop-Musik kommt
nicht ohne (E-)Gitarre aus.
Berühmte Songwriter haben aber meines Erachtens vor allem durch gute und kluge Texte überzeugt. Wenn dann noch eine eingängige Melodie dabei ist dann ist das für MICH ein guter Song – gute und kluge Text müssen aber nicht immer ernst und traurig sein.


Neue Medien haben ja vieles beeinflusst. Was braucht ein Song um im Internet – also zum Beispiel als Streaming-Inhalt – gut anzukommen?
Durch das Internetstreaming neigen natürlich viele Menschen zum schnellen „durchskippen“ von Songs – gefällt er einem nicht nach bspw. 40 Sekunden wird zum nächsten Song gewechselt. Daher ist natürlich jeder Songwriter bemüht, möglichst schnell und lange die Aufmerksamkeit des Hörers zu gewinnen. Bei einer LP sähe das Ganze anders aus.

Beim Songwriting stellt sich die Frage, wie in vielen anderen Bereichen auch, was und wen will ich mit meinem Song erreichen? Ist mein Thema ein Nachdenkliches oder soll er Lust zum Tanzen machen? Vielleicht Beides?

Ich habe für mich letztlich herausgefunden, dass ein „guter Song“ für mich eine Atmosphäre/Stimmung transportieren sollte – und dafür brauche ich letztlich nur eine Gitarre und einen Menschen der mir (s)eine Geschichte singt.

Welche Möglichkeit habe ich als „ambitionierter (Nachwuchs-)Musiker“ meine Musik erfolgreich zu präsentieren?
Durch das Internet und Anbieter wie bspw. Spinnup ist es noch nie so einfach gewesen, seine Musik mit wenig oder gar keinen Kosten zu veröffentlichen – und das weltweit! Die Musikindustrie hat sehr lange gebraucht, das zu kapieren und ihren großen Geschäftsapparat umzustellen. 

Es ist nachvollziehbar, das man bei den Major-Firmen und den Budgets den Eindruck gewinnen kann, das Ganze sei elitär und monopolistisch. Aber was viele nicht wissen/bedenken, ist das auch viel Geld „verbrannt“ wird und auch die zahlreichen A&R‘s nicht immer recht behalten mit ihrem Talentgespür. Letztlich weiß keiner Genau, welcher Künstler und welche Musik letzten Endes erfolgreich wird.

 

"Beharrlichkeit und Talent - beides muss passen"



Welche Chancen bieten sich da dem „kleinen Songschreiber“? 

Erfolgreiche Songs brauchen die richtige Stimmung
Es gibt auch viele Beispiele von Künstlern, die dank des Internets berühmt geworden sind und sich dann erst eine Major-Firma eingeklinkt hat. Man muss sich im Klaren sein, dass es da draußen unheimlich viel gute Musik gibt, aber auch viele neugierige Zuhörer. Die Chancen stehen für jeden gleich. Was zählt ist die Musik und das was der Künstler zu erzählen hat. Bei allen anderen beginnen Mechanismen zu wirken, die mit Musik nicht mehr viel zu tun haben. 

Insofern bleibt es ein „Buhlen“ um Aufmerksamkeit, hier hat aber jeder die gleichen Ausgangschancen – wie im wahren Leben erzeugen manche mehr Aufmerksamkeit, andere weniger. Ich glaube aber schon, dass letztlich die beharrlichsten und nicht immer die talentiertesten Künstler erfolgreich werden – idealerweise vereint ein Künstler beides und aus meiner Sicht trifft das auch für sehr viele Künstler zu.

Als „kleiner Songschreiber“ sollte man sich vor Augen halten, dass einem heutzutage dank des Internets und auch einer sehr aktiven „Indie“-Szene sehr viele Türen offen stehen. Das war vor 30 Jahren nicht so.

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