Gitarrenetüde in D-Dur

Jessy greift daneben

Ich sag meinen Schülern gerne: "Hinter jedem Fehler lauert eine Idee" - und wie zum Beweis entstand diese kleine Etüde in D-Dur aus einem kleinen Fehler: Jessy griff daneben.

"Winter ade" als Solo-Gitarre hätte's werden sollen; D-Dur-Tonleiter, zweite Lage, einfache Bassbegleitung. Nachdem zum dritten Mal das hohe "g" statt des "d" aus dem Schallloch tönte, haben wir kurzerhand beschlossen: "Schreiben wir was eigenes drüber!". Und hier kommt's: 



A-Teil: leichte Melodie und Leersaiten-Begleitung

D-Dur Etüde für Anfänger der Gitarre
Gitarren-Etüde in D-Dur: in der II. Lage
und sehr gut für Anfänger geeignet
Ideal für Gitarren-Anfänger, die schon etwas fortgeschritten sind im Notenlesen, ist der erste Teil (die ersten 8 Takte). Komponiert ist diese Etüde für das Spiel in der II. Lage: Dabei ist der Zeigefinger der Greifhand (normalerweise am 1. Bund) jetzt auf höhe des 2. Bundes fixiert. 

Mit diesem Trick greifst Du die erhöhten Töne der Tonart D-Dur (die zwei Kreuzvorzeichen stehen für fis und cis) praktisch automatisch. Allerdings hat auch der kleine Finger jetzt mehr Aufgaben: Er greift am 5. Bund die Töne "e" (auf der h-Saite) und "a" (auf der e-Saite). Und genau um diese "Aufgabe für den 4. Finger" dreht sich irgendwie auch dieses Stück im ersten Teil. 

Einfacher Bass - knffliger B-Teil 

Die Basstöne sind dagegen richtig simpel zu spielen: Der Daumen zupft die meiste Zeit die D-Saite. Erst im vorletzten Takt des A-Teils musst Du einmal zur A-Saite und dann wieder zurück zum "D" wechseln.
Soweit so gut...

... doch dann kommt dieser verflixte erste Takt im B-Teil. Und weil sogar die 10-jährige Ideengeberin Jessy mit ihrer neuen, etwas größeren Gitarre ihre Schwierigkeiten mit dem Griff an dieser Stelle hat, habe ich die Melodie so arrangiert, dass genau im ersten Takt jeder Finger quasi nacheinander gespielt werden kann.
Es wechseln sich dabei ab: 2. Finger, 3. Bund, hohe "e"-Saite; 1. Finger, 3. Bund, tiefe "E"-Saite; 4.(!) Finger, 5. Bund, hohe "e"-Saite. Gleichzeitig entsteht in diesem Moment in der Zupfhand die Pendelbewegung "i-p-m" - also Zeigefinger hohes "e"; Daumen tiefes "E"; Mittelfinger wieder hohes "e". Diese Stelle wird vier Takte später noch einmal genauso wiederholt.

Teamwork und Grifftechnik

Das ist knifflig, weil hier der 1. und 2. Finger der Greifhand zeitweise über alle 6 Saiten gestreckt werden. Doch nicht verzagen: Der 1. und 2. Finger sind die längsten und auch die kräftigsten Finger der Greifhand - und mit der richtigen Grifftechnik im Zusammenspiel mit dem Daumen auch ein nahezu unschlagbares Team.

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