Interview mit Chris Fuetarra von Yen - Teil I

"Die Lautstärke erzeugt den Raum"

Mit ihrer Single "Redemption" ist die Band YEN aus dem Raum Heidelberg ins Jahr 2013 gestartet. Sie waren schon bei Stefan Raab zu Gast, touren durch ganz Deutschland - und in meinem Blog gibt Gitarrist Chris Fuetarra einige Einblicke in die Produktion der Single aus ihrem dritten Album "Into the Sun".

Für alle, die hinter die Kulissen des Songs und seiner Gitarren-Sounds blicken wollen - Hier der erste Teil des Interviews mit Chris: 
Gery: Gratulation zu Eurer Single "Redemption". Ein Song mit einer sehr starken Botschaft. Wie ist er entstanden? 
Chris: Erstmal vielen Dank! Bei „Redemption“ war es tatsächlich so, dass Gitarre, Bass, Drums und Loops die ersten Ideen lieferten, bevor Yen-Hwei Bella (Frontfrau von YEN, Anm. d. Red.) mit Text und Melodie dazu kam. Natürlich wurde danach noch einiges verfeinert - aber das Grundgerüst, die Gitarren, waren im Prinzip schon grob in dieser Fassung vorhanden. Yen-Hwei hat sich also eher durch die Stimmung der vorhandenen Musik inspirieren lassen. 

 

"Den Vibrolux haben wir voll aufgerissen!" 

Der Sound auf "Redemption" ist sehr transparent. Obwohl ihr eine Gitarren-Rock-Band seid, kann man in den Strophen förmlich die Luft knistern hören. Wie hast Du das hingekriegt?
In den Strophen hört man zwei Gitarrenstimmen: einmal die arpeggierte Introgitarre, nur auf weniger Töne reduziert, und dazu dann eine Art Loopgitarre, die aus einer Kombination von gedämpften und offengespielten Zweiklängen besteht. Dazu kommt, dass die arpeggierten Gitarren erst zur Hälfte der 1. Strophe beginnen. Viel Delay wenig Töne vielleicht ist das das Geheimnis…          

So viel zu den Effekten, die Du eingesetzt hast. Welche Verstärker hast Du verwendet? 
Mein wichtigster Amp bei diesem Song war ein Fender Vibrolux. Ein uraltes Teil, Ende der 1960er gebaut. Voll aufgerissen (Lautstärke auf Maximum aufgedreht, Anm. d. Red.), also mit leichter Endstufenzerrung, klingt dieser Amp dann richtig geil!

E-Bow und Bottleneck waren auch dabei

Das muss doch furchtbar laut gewesen sein!? 
Und genau darum gings uns auch! Die Lautstärke erzeugt den Raum - und schöne Feedbacks. Wenn Du genau hinhörst, kannst Du die Feedbacks hören.  Unser Produzent Michael Mainx und ich fanden das geil. Deswegen hab ich auch nicht im Regie-Raum sondern im Aufnahmeraum eingespielt. Aber: Da musst Du die Stelle, an der Du stehst, sehr genau auswählen – vor allem bei einer semi-akustischen Klampfe (Chris spielte die Sounds mit einer Gretsch Halbresonanz ein, Anm. d. Red.).  
 
Das erklärt die Intensität und Tiefe des Sounds. Dein Schluss-Solo hast Du aber sicher nicht mit diesem Setup eingespielt, oder?

Für „Redemption“ habe ich zusätzlich die Top-Teile Orange Thunder 30- und ein Vox Nighttrain-Top-Teil benutzt. In den letzten beiden Refrains kannst Du auch noch einen E-Bow in Kombination mit einem Bottleneck hören, um diese Theremin-ähnlichen Sounds zu erzeugen.

Live ist das nicht einfach

Klangdesign bis zum Synthesizer-Sound. Das geht im Studio – aber ein Live-Konzert ist doch die Nagelprobe: Wie setzt Du diese Klänge on stage um?
Das ist nicht einfach. Da muss man auf die ein oder andere Gitarre verzichten, oder zwei Stimmen miteinander kombinieren (die im Studio separat eingespielt worden sind, Anm. d. Red.). Im Refrain leg ich mir zum Beispiel die tiefen Powerchords auf die (Zählzeit) 1 und spiele dann mit weniger Anschlagstärke die hohen Pickings drüber.  
 
Mehr über den Sound und einige Licks aus dem Schluss-Solo von "Redemption" gibt Chris Fuetarra im zweiten Teil des Interviews preis.

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