„Musik ist kein Sportevent!“
Im ersten Teil des Interviews mit Marcus Deml ging es viel um die Situation unmittelbar vor dem Auftritt. Doch für viele ist der Weg bis zum ersten eigenen Auftritt lang und mit einigen Hürden verbunden.
Der Hamburger Ausnahme-Gitarrist gilt in der Szene als einer der fleißigsten seiner Zunft. Was liegt da näher, als sich Übe-Tipps vom Profi zu holen. Also dreht sich dieses Gespräch um konsequentes Zeitmanagement; was Du tun kannst, wenn mal gar nichts geht – und Inspirationsquellen fernab vom Mainstream.
Der Hamburger Ausnahme-Gitarrist gilt in der Szene als einer der fleißigsten seiner Zunft. Was liegt da näher, als sich Übe-Tipps vom Profi zu holen. Also dreht sich dieses Gespräch um konsequentes Zeitmanagement; was Du tun kannst, wenn mal gar nichts geht – und Inspirationsquellen fernab vom Mainstream.
Telefon aus, PC aus, los geht’s!
Gery: Du bist bekannt dafür, dass Du unheimlich viel Zeit in Üben investierst. Wie machst Du das bei all dem Terminstress?
Marcus: Obwohl mich wohl sowas wie eine „angeborene Gitarrengeilheit“ treibt, ist meine intensivste Zeit schon eine Weile her. Als ich mit 19 Jahren in den USA studiert hab (am Guitar Institute of Technology in Los Angeles, Anm. d. Red.), bestand mein Tag fast nur aus Gitarrespielen. Morgens joggen, danach üben, dann in der Schule spielen, wieder üben und abends Bandprobe – das war so in etwa mein Tagesablauf.
Heute geht das natürlich nicht mehr. Das schönste ist, wenn ich sagen kann „heute keine Termine“. Dann richte ich mir eine Art „Übungslager“ ein: Telefon aus, PC aus, los geht’s.
Wie schaffst Du Dir diese Übungs-Inseln?
Im Zeitmanagement liegt der Schlüssel. Dabei sind feste Tageszeiten zum üben sehr hilfreich. Bei mir ist das zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen. Wenn Du dann konsequent dran bleibst, merkst Du auch schnell die ersten Ergebnisse nach dem Motto „hey, ich werd ja tatsächlich besser“.
In mir herrscht – wie wahrscheinlich bei den meisten Gitarristen – immer so eine gewisse Unzufriedenheit, der Gedanke „es gibt so vieles, was ich noch nicht kann“. Oft habe ich auch musikalische Ideen, die ich erst noch spielen lernen muss.
Ist das nicht frustrierend?
Frust gehört nun mal dazu und wirklich jeder Gitarrist ist damit konfrontiert. Ich habe vieler meiner Teenage-Heroes persönlich kennengelernt; denen geht’s genauso. Also sollte man sich einfach nicht verrückt machen lassen, wenn's mal nicht so läuft. Schließlich geht’s zu allererst darum, Dein Publikum und Dich selbst gut zu Unterhalten.
Im Zweifel ist es sogar besser, mal die Gitarre wegzulegen, anstatt sich an einer Sache festzubeißen. Denn wenn Du stundenlang dasselbe übst, bleibt doch der Spaß auf der Strecke. Bevor Du also auf eine Blockade zusteuerst, spiel einfach was anderes – oder probier einen anderen Sound aus und lass Dich vom Klang leiten.
Wenn Gitarristen von Sound sprechen, meinen sie oft Amps und Effekte – mir geht’s aber viel mehr um Klangforschung. Natürlich habe ich auch die Platten der üblichen Verdächtigen rauf und runter gehört – doch irgendwann kriegst Du bei all der Virtuosität und Technik den „musikalischen Tunnelblick“. Bei manchen Gitarristen wird Musik auf diese Weise schon fast zum „Sportevent“ – und das halte ich für einen Fehler. Also hab ich das irgendwann regelrecht aus meinem Haus verbannt und mich wieder mit Klassik beschäftigt, einfach um die Musik wieder zu erkennen.
Ziehst Du aus der Klassik auch Deine Songideen?
Nicht nur. Ursprünglich komm ich ja vom Jazz. Ich hör mir daher auch gern Jazz-Legenden an, wie Django Reinhardt, Wes Montgomery und Michael Sagmeister. Oder auch die alten, typischen Blues-Kings. Darunter auch viele weniger bekannte Gitarristen – je unbekannter, desto besser. Denn wenn Du dort eine Idee klaust, fällt's nicht so auf.
Marcus: Obwohl mich wohl sowas wie eine „angeborene Gitarrengeilheit“ treibt, ist meine intensivste Zeit schon eine Weile her. Als ich mit 19 Jahren in den USA studiert hab (am Guitar Institute of Technology in Los Angeles, Anm. d. Red.), bestand mein Tag fast nur aus Gitarrespielen. Morgens joggen, danach üben, dann in der Schule spielen, wieder üben und abends Bandprobe – das war so in etwa mein Tagesablauf.
Heute geht das natürlich nicht mehr. Das schönste ist, wenn ich sagen kann „heute keine Termine“. Dann richte ich mir eine Art „Übungslager“ ein: Telefon aus, PC aus, los geht’s.
Wie schaffst Du Dir diese Übungs-Inseln?
Im Zeitmanagement liegt der Schlüssel. Dabei sind feste Tageszeiten zum üben sehr hilfreich. Bei mir ist das zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen. Wenn Du dann konsequent dran bleibst, merkst Du auch schnell die ersten Ergebnisse nach dem Motto „hey, ich werd ja tatsächlich besser“.
Wenn nichts mehr klappt – spiel was anderes!
Dein Gitarrenspiel ist ja ohnehin auf höchstem Level. Wie motivierst Du Dich, immer weiter zu üben?In mir herrscht – wie wahrscheinlich bei den meisten Gitarristen – immer so eine gewisse Unzufriedenheit, der Gedanke „es gibt so vieles, was ich noch nicht kann“. Oft habe ich auch musikalische Ideen, die ich erst noch spielen lernen muss.
Ist das nicht frustrierend?
Frust gehört nun mal dazu und wirklich jeder Gitarrist ist damit konfrontiert. Ich habe vieler meiner Teenage-Heroes persönlich kennengelernt; denen geht’s genauso. Also sollte man sich einfach nicht verrückt machen lassen, wenn's mal nicht so läuft. Schließlich geht’s zu allererst darum, Dein Publikum und Dich selbst gut zu Unterhalten.
Im Zweifel ist es sogar besser, mal die Gitarre wegzulegen, anstatt sich an einer Sache festzubeißen. Denn wenn Du stundenlang dasselbe übst, bleibt doch der Spaß auf der Strecke. Bevor Du also auf eine Blockade zusteuerst, spiel einfach was anderes – oder probier einen anderen Sound aus und lass Dich vom Klang leiten.
Zurück zu den Wurzeln
Woher nimmst Du die Inspiration, Gitarrenklänge immer wieder neu zu entdecken?Wenn Gitarristen von Sound sprechen, meinen sie oft Amps und Effekte – mir geht’s aber viel mehr um Klangforschung. Natürlich habe ich auch die Platten der üblichen Verdächtigen rauf und runter gehört – doch irgendwann kriegst Du bei all der Virtuosität und Technik den „musikalischen Tunnelblick“. Bei manchen Gitarristen wird Musik auf diese Weise schon fast zum „Sportevent“ – und das halte ich für einen Fehler. Also hab ich das irgendwann regelrecht aus meinem Haus verbannt und mich wieder mit Klassik beschäftigt, einfach um die Musik wieder zu erkennen.
Ziehst Du aus der Klassik auch Deine Songideen?
Nicht nur. Ursprünglich komm ich ja vom Jazz. Ich hör mir daher auch gern Jazz-Legenden an, wie Django Reinhardt, Wes Montgomery und Michael Sagmeister. Oder auch die alten, typischen Blues-Kings. Darunter auch viele weniger bekannte Gitarristen – je unbekannter, desto besser. Denn wenn Du dort eine Idee klaust, fällt's nicht so auf.
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