Atmest Du schon
oder schnaufst Du noch?
Gitarre und Gesang vereinen ist keine leichte Übung. Im ersten Teil des Interviews mit Gesangscoach Jasmin Dazert war die Koordination zwischen Gitarrenspiel und Sing-Einsatz Thema. Jetzt geht’s um den guten Ton!
Und der beginnt nicht etwa beim Singen, sondern zu erst beim effektiven Hören. Denn bevor Du einen Ton singst, solltest Du ihn erst einmal in seiner natürlichen Umgebung kennenlernen - und dann erstmal durchatmen, aber richtig!
Einfache Gesangsübung für Anfänger (mit Übungsblatt)
Tipps zur richtigen Atemtechnik
Gitarre und Gesang - besser im Stehen spielen?
Gery Feind: Viele haben gerade anfangs Probleme, beim Singen den Ton zu treffen. Was rätst Du in solchen Fällen?
Jasmin Dazert: Es ist immer von Vorteil erst einmal das Gehör zu trainieren. Mein Übungstipp: Überprüfe Deine Intonation mit willkürlich gegriffenen Tönen auf Deiner Gitarre und singe die Töne auf „la“ oder „no“ nach.
Am Anfang ist der Ton
Terz- und Quintskala: Übung für Stimme und Finger |
Das ist alles?
Das ist der Anfang! Wenn Du einzelne Töne sauber intonieren kannst, geh einen Schritt weiter und verbinde mehrere Töne hintereinander in kleinen Tonleiterübungen. Singe Terz- oder Quintskalen auf- und abwärts zum Beispiel mit den Silben “mh-mh-mh-mh-mh“, „so-ja-so-ja-so“, „bla-bla-bla-bla-bla-bla-bla-bla-bla“ oder „mi-ja-mi-ja-mi-ja-mi-ja-mi“. (Siehe Bild)
Das ist sicher eine gute Übung, hat aber wenig mit Songs zu tun. Wie erarbeitet man sich die?
Wenn Du Gitarre spielen und gleichzeitig singen möchtest, solltest Du Dich auch mit der Atmung befassen. Ich trage zum Beispiel zwischen den Wörtern Atemzeichen ein („V“ oder „ ' “). Normalerweise atmen viele von sich aus an „sinnvollen“ Abschnitten, aber es kann auch interessant klingen an unüblichen Stellen zu atmen, oder Atmung als perkussives Element einzusetzen.
Lass das Zwerchfell machen
Gesangslehrerin Jasmin Dazert: "Achte auf die richtige Atemtechnik beim Singen!" |
Beim Einatmen ist es wichtig das Zwerchfell loszulassen sodass der Bauch nach außen geht („Zwerchfell-Bauch-Atmung“, Anm. d. Red.). Bei jedem Stimmeinsatz („Phonation“) der nächsten Textzeile gibt das Zwerchfell dem ersten Wort einen kleinen Anstoß, den „Stützimpuls“ - aber Vorsicht, bitte nicht mit zu viel Druck.
Das Zwerchfell führt die Luft durch die geschlossenen Stimmlippen wieder nach außen. Durch diese Atemstütze hältst Du die Luft kontrolliert zurück und lässt sie nicht einfach entweichen. Wenn du jetzt noch deinen unteren Brustkorb beim Singen geweitet lässt, freuen sich all Deine gesungenen Töne über einen gleichmäßig großen Resonanzraum.
Gerade Sitzhaltung unterstützt die Stimme
Nichts leichter als das... im Sitzen geht das aber nicht?!
Das Einatmen gelingt Dir einfacher, wenn Du im Stehen spielst und singst, da das Zwerchfell mehr Platz hat nach unten zu gelangen. Je tiefer das Zwerchfell darf, desto länger kannst du den Ton halten und unterstützen. Wenn man im Sitzen Gitarre spielt und singt, beeinträchtigt der gern genommene „bequeme Rundrücken“ die gesunde Stimmführung.
Durch die krumme Haltung wird der Kehlkopf überstreckt und die Stimmlippen können nicht mehr richtig schließen – was sich durch eine hauchige Stimme äußert. Dadurch muss man öfter einatmen als nötig. Erfahrene Sänger setzen Hauch im Stimmklang als Effekt und Ausdrucksmittel kontrolliert ein, schädlich für die Stimmlippen wird’s nur, wenn der Hauch durch technisches Defizit auftritt.
Klingt kompliziert. Wie kann ich das möglichst einfach erreichen?
Die Basics für eine gesunde Stimmführung sind: Achte beim Singen mit Gitarre auf eine gerade Rückenhaltung - egal ob im Sitzen oder Stehen - und vermeide Lippenverspannungen sowie einen vorgeschobenen Unterkiefer.
Über Jasmin Dazert
Die gebürtige Koblenzerin Jasmin „Mine“ Dazert arbeitet als Gesang-, Klavier-, Gitarrenlehrerin und Singer-/Songwriterin in Nürnberg. Neben zahlreichen Konzerten in ganz Deutschland ist sie auch als Vocal-Coach viel unterwegs.
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