Flamenco-Melodie für Akustik Gitarre

Eine Frage von Temperament


Mit "Flamenco-Style" hast Du das geeignete rhythmische Rüstzeug um im Flamenco-Stil zu grooven. Passend zum Flamenco-Groove für akustische Gitarre habe ich eine Melodie komponiert. Die ist meiner "Gypsy-Blues Melodie" in vielem ähnlich - und doch hat sie ein äußerst starkes Eigenleben.
Flamenco Melodie für Akustik-Gitarre:
mit Leersaiten und einfachem Fingersatz in E-Moll

Gleich sind die Tonart (E-Moll) und die nahe an den Akkorden angelegte Melodieführung. Doch in einem wesentlichen Punkt sind sich beide Melodien denkbar uneinig: die Rhythmik des Flamenco ist viel anspruchsvoller. Eine echte Herausforderung für Akustik-Gitarristen – eine mit zwei Varianten.

Es lebe die Schwere

Während "Gypsy Cat" vor allem von einer gewissen Leichtigkeit lebt, ist "Flamenco-Style" vom flotten aber zugleich "schweren" Melodieverlauf geprägt. Besonderes "Gewicht" liegt dabei auf den Zählzeiten "1" und "3", und dabei ganz besonders auf einer schwer betonten "1". Grundsätzlich sollte diese Melodie möglichst kraftvoll und laut vorgetragen werden. Flamenco ist eben in den meisten Fällen eine äußerst temperamentvolle Angelegenheit, was sich auch im Klang widerspiegeln darf.

Um verschiedene Klangfarben zu demonstrieren, habe ich die Partitur einmal mit Leersaiten-Einsatz und einmal komplett gegriffen in etwa der Halsmitte arrangiert. Die zweite Version finde ich persönlich zwar vom Klang her deutlich intensiver und authentischer. Allerdings fordert einem der Fingersatz mitunter ein paar kreative Lösung ab.

Klang entscheidet!

Ich habe deshalb bewusst auf Fingersatz-Vorgaben in den Noten verzichtet. Schließlich nimmt jede Variante Einfluss auf den Klang der gesamten Melodie. So klingt der chromatische Lauf am Ende von Takt 2 auf Zählzeit "4und" (Töne d, cis und c) mit einem Slide des Zeigefingers recht schön. Aber einen echten Fingerlauf mit den Fingern 3, 2, 1 finde ich vom Sound her deutlich "knackiger".
Schwierigere Griffe, schönerer Klang:
Flamenco-Melodie in der Hals-Mitte mit Arpeggios
Das sei jedem selbst überlassen, hier seinen eigenen Weg übers Griffbrett zu finden. Denn schließlich zeichnet genau diese Flexibilität das Gitarrenspiel im Allgemeinen aus und den Flamenco im speziellen: Vermeintlich gleiche Töne können auf technisch unterschiedliche Weise angespielt werden.

Der Charme der Einfachheit

Die Leersaiten-Version der Melodie hat wiederum einen ganz eigenen Charme. Sie kommt mit einem sehr unkomplizierten Fingersatz aus, bei dem nahezu jeder Finger in der ersten Lage an seinem angestammten Platz walten kann: Zeigefinger am 1. Bund, Mittelfinger am 2. u.s.w.. Damit eignet sich diese Melodie auch als Etüde für den schnellen Wechselschlag mit der Zupfhand.

Beide Varianten setzen jedoch ganz klar auf Duo-Spiel: Ein Spieler rattert den Flamenco-Rhythmus durch, ein zweiter zupft die Melodie. Dabei decken sowohl die rein gegriffene Variante als auch das Leersaiten-Arrangement nahezug die gesamte G-Dur-Tonleiter spielerisch ab – improvisieren ist hier ausdrücklich erlaubt. Auch das gehört zum Flamenco!

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